Empathische Führung: Emotionen verstehen und Teams entwickeln

Marlen Kothen

19. Dezember 2025 • 5 Minuten Lesezeit

In dieser Folge von „von HR für HR“ sprechen wir mit Rebekka, Geschäftsführerin und Führungskräfteentwicklerin bei Vitamin Empathie, über das Thema empathische Führung. Im Fokus stehen Fragen wie: Was bedeutet Empathie im Arbeitskontext? Wie zeigt sich empathische Führung im Alltag? Und wie können Unternehmen eine Kultur fördern, in der Mitarbeitende gerne bleiben und motiviert arbeiten?


HR Podcast zu empathischer Führung: Emotionen verstehen und Teams entwickeln

Empathie in der Führung: Definition und Ansatz

Empathie wird oft unterschiedlich verstanden und gilt teilweise als Buzzword. Rebekka unterscheidet dabei in zwei Typen von Empathie:

  • Affektive Empathie: Ich fühle, was andere fühlen. Menschen, die das stark leben, laufen Gefahr auszubrennen, weil sie die Emotionen anderer zu sehr übernehmen.
  • Kognitive Empathie: Ich verstehe, was jemand fühlt, ohne die Emotion selbst zu übernehmen. Ziel ist es hierbei, Bedürfnisse der Mitarbeitenden zu erkennen und gleichzeitig Unternehmensziele zu berücksichtigen.

Gerade im Arbeitskontext rät Rebekka Führungskräften: Wer sehr stark mitfühlt, sollte lernen, die Probleme der anderen nicht zu seinen eigenen zu machen – und stattdessen in die kognitive Empathie wechseln. Empathische Führung grefit dabei vor allem auf emotionale Intelligenz zurück, um Teams gesund, motiviert und eigenständig arbeiten zu lassen. Dies reduziert Fluktuation, Krankheitstage und steigert gleichzeitig den Unternehmenserfolg.

Empathie als erlernbare Kompetenz

Empathie ist kein angeborenes Talent, sondern kann trainiert werden. Das Hauptaugenmerk liegt dabei bei den Führungskräften selbst:

  • Führungskräfte entwickeln sich: Lernen, Emotionen zu verstehen und auf Fakten zu reduzieren, um Lösungen zu finden.
  • Unternehmenskultur gestalten: Auch ohne gelebte Empathie im Upper Management können Teams kleine Veränderungen implementieren. Einfluss liegt bei der direkten Teamführung.
  • Bedürfnisse erkennen: Mitarbeitende in ihren Stärken fördern, Verantwortung übertragen und nicht micromanagen.

Wie zeigt sich empathische Führung im Alltag?

Empathische Führung wird besonders sichtbar, wenn man konkrete Situationen betrachtet. Rebekka erzählt von einem Coachee, mit dem sie über mehrere Monate gearbeitet hat. Der positive Effekt empathischer Führung zeigte sich deutlich: Sein Abteilungsleiter bestätigte, dass er nun deutlich wirksamer mit seinem Team zusammenarbeitet.

Denn das Team hat sich in dieser Zeit weiterentwickelt, ist eigenständiger geworden und hat den Blick dafür gewonnen, unternehmerisch im Sinne des Unternehmens zu denken. Genau das sind die Früchte einer empathischen Führung – ein eigenständiges Team, das in seiner Stärke agiert und Verantwortung übernimmt.

Jede Führungskraft sollte für sich als oberstes Ziel haben, ein eigenständiges Team zu entwickeln.
Rebekka, Geschäftsführerin und Führungskräfteentwicklerin Vitamin Empathie

Ein weiteres Beispiel zeigt, wie Mitarbeitende die Art der Führung spiegeln: Eine Kundin von Rebekka arbeitet mit einem Geschäftsführer, der verhältnismäßig wenig Wert auf Empathie legt. Das Team reagiert darauf: „Wenn du gehst, gehen wir mit. Wir bleiben auf gar keinen Fall hier, weil wir nicht mögen, wie er uns führt, wir lieben, wie du uns führst.“ Die Rückmeldung der Mitarbeitenden ist ein klarer Indikator dafür, wie stark empathische Führung wirkt.

Rebekka betont: Entscheidend ist richtiges Zuhören, aber eben ohne sofortige Wertung. Das bedeutet auch nicht, dass Führungskräfte die Aufgaben einfach selbst übernehmen, wenn jemand überfordert ist. Vielmehr geht es darum, herauszufinden, warum Mitarbeitende überlastet sind und welche emotionalen Bedürfnisse sie haben, damit sie wieder handlungsfähig und sicher agieren können.

Zuhören heißt nicht nur Ohren auf, sondern wirklich hinhören, die Situation verstehen – bevor man vorschnell Lösungen anbietet.
Rebekka, Geschäftsführerin und Führungskräfteentwicklerin Vitamin Empathie

Empathisch Konflikte lösen

Konflikte im Arbeitsalltag sind unvermeidbar, doch wie man ihnen empathisch begegnet, kann den Unterschied machen. Rebekka erklärt: Viele Führungskräfte neigen dazu, Konflikte zu vermeiden. Ihr fällt ein Beispiel ein, wo eine Führungskräftin berichtet, dass ein Mitarbeitender wiederholt Deadlines nicht einhält. Irgendwann fehlte ihr dann die Motivation, die Situation weiterhin zu begleiten und sie hat die Aufgabe dann einfach aufgegeben. Das ist der Worst Case, den es zu vermeiden gilt.

Empathische Konfliktlösung bedeutet: hart in der Sache, weich zum Menschen. Es geht nicht darum, sofort nachzugeben oder aggressiv zu kommunizieren, sondern die Emotionen und Hintergründe der Beteiligten zu verstehen. Konflikte entstehen oft aus Missverständnissen, unterschiedlichen Perspektiven oder sozialisierten Unterschieden. Für Führungskräfte bedeutet das, die Hintergründe ihrer Mitarbeitenden zu verstehen und ein Gespräch entsprechend anpassen zu müssen, um zum Kern des Konflikts vorzudringen.

Empathische Führung für mehr Mitarbeiterbindung

Die beste Maßnahme um Mitarbeitende an das Unternehmen zu binden ist nicht ein teures Benefit-Paket, sondern die Berücksichtigung der Bedürfnisse der Mitarbeitenden. Eine Studie aus 2025 bestätigt:

  • 72 % der Menschen sind bereit, ihren Job zu wechseln, wenn die Organisation unempathisch ist.
  • 51 % würden sogar ein geringeres Gehalt akzeptieren, um in einer empathischen Kultur zu arbeiten.

Rebekka nutzt ein Alltagsbeispiel, um zu verdeutlichen, wie Emotionen wirken: Ärger ist wie im Stau – man will ein Ziel erreichen, doch ein Hindernis verhindert es. Die emotionale Reaktion signalisiert Handlungsbedarf, obwohl die Situation oft nicht direkt veränderbar ist. Wer nur reagiert und sich in der Emotion verliert, schwächt sich selbst – langfristig auch gesundheitlich. Wer hingegen innehalten, die Situation reflektieren und die Emotionen bewusst wahrnehmen kann, findet einen besseren Zugang zur Lösung.

Zentrale Prinzipien empathischer Konfliktbewältigung:

  • Zuhören ohne Bewertung: Wirklich hinhören, Fakten sammeln und verstehen, bevor Lösungen angeboten werden.
  • Emotionen und Fakten trennen: Die Situation sachlich betrachten, ohne sich von den Emotionen mitreißen zu lassen.
  • Raum geben: Den Beteiligten ermöglichen, Gefühle auszudrücken, bevor gemeinsam nach Lösungen gesucht wird.
  • Präsenz zeigen: Blickkontakt halten, aufmerksam sein und signalisieren: „Ich bin da.“
  • Lösungsorientiert bleiben: Nach der emotionalen Entladung gemeinsam die Situation analysieren und Schritte zur Verbesserung ableiten.

Handlungsempfehlungen für HR

Empathische Führung ist eine kontinuierliche Entwicklung, die Teams resilient, motiviert und eigenständig macht. Wer emotionale Intelligenz strategisch einsetzt, fördert sowohl den Unternehmenserfolg als auch das Wohlbefinden der Mitarbeitenden. HR kann empathische Führung aktiv unterstützen:

  • Datenbasis schaffen: Mitarbeiterumfragen, Fluktuationsraten, Krankheitsstatistiken und Kundenzufriedenheit analysieren.
  • Bedarf erkennen: Mit Mitarbeitenden sprechen, auch mit denen, die sich selten sichtbar zeigen.
  • Fehlerkultur etablieren: Raum für Feedback und Experimente schaffen.
  • Maßnahmen ableiten: Workshops, Coachings, Onboarding-Prozesse oder Pre-Onboarding verbessern.
  • Kontinuierlich nachjustieren: Regelmäßig prüfen, wie sich die Kultur entwickelt, und kleine Schritte konsequent umsetzen.

Die ganze Folge “von HR für HR”

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