Zuhören - der Schlüssel zu einer positiven Unternehmenskultur

Georg Salzmann

Georg Salzmann

2. April 2025 • 7 Minuten Lesezeit

Missverständnisse vermeiden, effizienter miteinander arbeiten, mehr Wertschätzung erfahren: Gutes Zuhören hat viele positive Folgen. Doch wie hört man eigentlich anderen Menschen gut zu? Und wie kann man gutes Zuhören in seiner Unternehmenskultur verankern? Darüber spricht Lina mit ihrem Gast Ludwig Evers in unserer neuen Folge „von HR für HR“.


Zuhören für eine positive Unternehmenskultur

Grundlagen der Gesprächstechnik

In den meisten Fällen besteht ein Gespräch aus zwei Leuten: Eine Person füllt den Raum mit Worten, während die andere Person den Raum überlässt - also zuhört.

Wenn das in einem Wechsel stattfindet, nennen wir es ein Gespräch. Oft läuft man aber Gefahr, dass ein Gesprächspartner dominanter ist, als der andere. Wodurch fast eine Art Konkurrenz um den Gesprächsraum entsteht.

Gesprächstechnik 1: Aktives Zuhören

Um für ein Gleichgewicht zwischen den Gesprächspartnern zu sorgen, kann aktives Zuhören die Lösung sein. Beim Zuhören ist das grundlegende Ziel, seinem Gegenüber das Gefühl zu geben: "Gerade geht es um dich!”

Es beginnt mit der bewussten Entscheidung, den Raum nicht nur zu überlassen, sondern ihn auch aktiv zu geben. Bedeutet konkret: Voll und ganz im Moment sein. Kein Handy, keine Ablenkung, viel Augenkontakt und zugewandt sein.

Gesprächstechnik 2: Spiegeln

Aktives Zuhören resultiert darin, dass sich das Gegenüber gehört und wertgeschätzt fühlt. Ist dieser erste und essentielle Schritt des Zuhörens erfüllt, kommt eine weitere Gesprächstechnik ins Spiel: Das Spiegeln.

Beim Spiegeln reflektiert man die Wortwahl, Emotionen und die Körpersprache der sprechenden Person. Spiegeln ist extrem wirksam, wenn es darum geht, ein gemeinsames Verständnis zu schaffen. Also, wie funktioniert Spiegeln genau?

Die erste Ebene des Spiegelns ist das Wiederholen. Hier werden Wortwahl und Struktur wiederholt.

Nehmen wir folgenden Satz unseres Gesprächspartners als Beispiel: “Ich hatte am Wochenende eine schwierige Begegnung.” Wollen wir diese Aussage jetzt in der ersten Ebene spiegeln, sagen wir beispielsweise nur: “Schwierig?”. Ganz simpel. Wir verändern weder die Struktur, noch die Wortwahl.

Die zweite Ebene des Spiegelns ist das Gesagte in unseren eigenen Worten zu wiederholen. Zum Beispiel: “Also war es unangenehm?”

Die dritte Ebene des Spiegelns ist die eigene Wahrnehmung zu äußern. Sprich: Die Verbalisierung von Emotionen, Körpersprache und dem, was nicht explizit angesprochen wird. Das könnte in unserem Beispiel wie folgt klingen: "Du wirkst gerade ziemlich enttäuscht."

Tatsächlich ist das Spiegeln auch die einzige Möglichkeit, sich während des aktiven Zuhörens in das Gespräch einzubringen.

Zuhören hat mein Leben fundamental verändert

Man stelle sich ein Gespräch wie ein Tauziehen vor. Beide Seiten kämpfen um ihre Anteile, ohne an ein Ziel zu gelangen. Ein endlos wirkendes Hin und Her. Eine Situation, in der sich viele von uns immer wieder finden.

“Zuhören” kann die Lösung für dieses Problem sein. Etwas, was im ersten Moment so simpel klingt, kann in der Umsetzung ganz anders aussehen. Zuhören hat das Leben von Ludwig verändert, weshalb er, wie er selbst sagt, nun auf einer “Mission” ist.

Eine Mission, in der er Formate und Räume für Menschen und Unternehmen schafft, in denen sie Zuhören lernen. Etwas, wovon jeder Einzelne und jedes Unternehmen enorm profitieren kann.

Positive Unternehmenskultur und Mitarbeiterbindung

Im beruflichen Kontext geht es oft verloren, seinen Gesprächspartnern wirklich zuzuhören. Denn nicht selten besteht ein Arbeitsalltag aus Stress und Tatendrang. Die Folge: Missverständnisse und mangelnde Wertschätzung.

Gerade in Deutschland ist mangelnde Wertschätzung ein großer Kündigungsgrund. Zum Beispiel zeigt die Gallup Engagement Studie 2024, dass sich viele Arbeitnehmer in Deutschland durch eine fehlende Wertschätzung nicht an ihr Unternehmen gebunden fühlen.

Daraus resultieren häufig entweder innere Kündigungen oder sogar tatsächliche Kündigungen.

Genau da setzt das Zuhören an. Denn jeden Tag werden in Unternehmen unzählige Gespräche geführt. Egal ob die Gespräche kurz oder lang sind, ob sie privat oder beruflich sind: Zuhören kann in jedem dieser Gespräche für ein gemeinsames Verständnis sorgen und dem Anderen das Gefühl geben, gesehen und gehört zu werden.

Gesehen und gehört werden ist das Gefühl von Wertschätzung. Wenn Menschen Aufmerksamkeit, Anerkennung oder ehrliches Interesse durch “Zuhören” erfahren, fühlen sie sich respektiert und ernst genommen.

Das stärkt das Selbstwertgefühl und fördert eine positive Verbindung ihrem Umfeld gegenüber. In diesem Fall eine Verbindung zu ihrem Arbeitgeber und ihrem Arbeitsumfeld.

Wenn Unternehmen kontinuierlich darauf setzen, eine offene Kommunikation in den Alltag zu integrieren, können Missverständnisse entweder schon im Vorhinein verhindert oder schnell gelöst werden.

Heißt also in der Schlussfolgerung: Ein Unternehmen, das “Zuhören” in seine Unternehmenskultur mit aufnimmt, hat ein extrem wirksames Werkzeug, um eine positive Unternehmenskultur zu schaffen.

Zuhören in der Umsetzung

Zuhören kommt meist mit zwei großen Herausforderungen: Einerseits wird schnell unterschätzt, wie mächtig Zuhören als Werkzeug für ein positives Miteinander ist. Und andererseits überschätzen wir oft unsere Fähigkeiten, wenn es um Zuhören geht.

Denn viele denken, Zuhören ist eine passive oder selbstverständliche Fähigkeit, die keine besondere Aufmerksamkeit erfordert. Eine Fähigkeit, die sich viele selbst zuschreiben.

Wo wir auch schon beim zweiten Punkt sind: Besonders im beruflichen Umfeld glauben viele oft von sich, dass sie gute Zuhörer sind. In der Praxis aber sind sie durch Multitasking, Zeitdruck oder vorgefertigte Meinungen abgelenkt und beeinflusst.

Alles Umstände, die bewusstes Zuhören erheblich erschweren. Gerade deshalb lohnt es sich auch für HR Abteilungen, Zuhören als Teil der Unternehmenskultur zu etablieren.

Beispiel: Aktives Zuhören & Spiegeln

Veranschaulichen wir die Thematik mit einem Beispiel. Jeder kennt den Prozess im Arbeitsalltag, in dem man eine Aufgabe an Kollegen übergibt oder weitergibt.

Das Gespräch beginnt, die Aufgabe wird übergeben, und die Motivation ist hoch – voller Tatendrang macht sich die Person an die Arbeit.

Die Aufgabe: Erstelle mir einen Anforderungskatalog, damit wir eine neue Software einführen können.

Gemeint ist:

  • Man soll sich mit Kollegen aus verschiedenen Verantwortungsbereichen im Unternehmen dazu austauschen, wie ihre Prozesse aktuell durch die neue Software verbessert werden können.
  • Daraus leitet man verschiedene must-haves für einen Anforderungskatalog ab. Aber auch nice-to-haves.
  • Im Resultat kann man verschiedene Anbieter vergleichen und so auf einen Blick sehen, wer die eigenen Anforderungen abdeckt. Und so eine fundierte Entscheidung treffen.

Verstanden wurde: Recherchiere die verschiedenen Anforderungen, die jeweilige Anbieter im Markt lösen können und wie sie gelöst werden.

Schließlich wird das Ergebnis präsentiert, doch dann kommt die Ernüchterung: Die Aufgabe wurde nicht wie gewünscht erledigt. Sie entspricht nicht den Erwartungen, weil wesentliche Punkte falsch verstanden oder einfach missinterpretiert wurden.

Denn: Nun hat man zwar eine Übersicht an den Anforderungen, die durch die verschiedenen Anbieter im Markt gelöst werden können. Aber es fehlt das Verständnis dafür, was das eigene Unternehmen überhaupt für Anforderungen hat.

Im Endeffekt, ist die investierte Zeit nun verloren. In einem guten Fall, handelt es sich hierbei “nur” um Stunden, die fehlinvestiert sind. Es kann sich aber auch schnell um Tage oder Wochen handeln. Solche Missverständnisse lassen sich genau durch Zuhören vermeiden.

Denn: Schon durch die erste Ebene des Spiegelns, also einer bloßen Wiederholung der Aufgabe - zum Beispiel: “Ein Anforderungskatalog?” - ergibt sich, dass das Gegenüber weiter erläutert, was mit der Aufgabe gemeint ist.

Handlungsempfehlungen: “Zuhören”

Drei konkrete Handlungsempfehlungen, für besseres Zuhören:

  • Das Gesagte zu wiederholen schafft Verständnis. Gewöhnen Sie sich also an, Aussagen Ihres Gesprächspartners zu wiederholen, um so tiefer in das Gespräch einsteigen zu können.
  • Auch wenn sie in guter Absicht handeln, probieren Sie im ersten Schritt darauf zu verzichten ungebetene Ratschläge zu geben. Geben Sie Ratschläge nur dann, wenn Sie auch darum gebeten werden.
  • Abschließend ein etwas leichterer Tipp, welcher nicht allzu viel abverlangt: Schenken Sie Ihrem Gegenüber Ihre volle Aufmerksamkeit - Keine Handys, keine Ablenkung.

Die ganze Folge “von HR für HR” zum Thema: Zuhören - der Schlüssel zu einer positiven Unternehmenskultur

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