KI in deutschen Unternehmen: Zwischen Zurückhaltung und Chance
„KI ja – aber mit Vorsicht.“ So lässt sich die aktuelle Haltung vieler deutscher Unternehmen zusammenfassen. Laut einer neuen Bitkom-Studie wird Künstliche Intelligenz (KI) zwar zunehmend als Chance erkannt, doch noch immer herrscht Zurückhaltung beim breiten Einsatz – insbesondere bei generativer KI und Chatbots. Die Frage lautet: Warum tun sich deutsche Unternehmen so schwer? Und wie könnte es in Zukunft aussehen?

Das Wichtigste in Kürze
- Eine durchgeführte Umfrage von Bitkom hat ergeben, dass deutsche Unternehmen derzeit der Nutzung von künstlicher Intelligenz (KI) teils skeptisch gegenüber stehen.
- KI als Unterstützung bei Routineaufgaben findet am meisten Akkzeptanz.
- Mögliche Gründe für solch ein zurückhaltendes Verhalten sind unter anderem die in Deutschland bisher fehlenden Erfolgsgeschichten und Datenschutzbedenken.
- Es ist durchaus denkbar, dass sich dies mit einem Generationenwechsel in den Führungseben ändert.
Umfrage Ergebnisse: KI in deutschen Unternehmen
Die Ergebnisse stammen aus einer repräsentativen Befragung von 602 Unternehmen ab 20 Mitarbeitenden in Deutschland, die der Bitkom e.V. im Frühjahr 2025 in Auftrag gegeben hat. Befragt wurden Geschäftsführer:innen, Vorstände sowie Verantwortliche für Digitalisierung, IT, operatives Geschäft und Finanzen.
Umfrageergebnisse:
- 63 % sehen KI als wertvolle Unterstützung bei Routineaufgaben.
- 53 % erwarten, dass KI ihre Produktivität spürbar steigern wird.
- 50 % halten KI-gestützte Chatbots für ein großes Potenzial in der Kundenkommunikation.
- 58 % würden IT-Lösungen bevorzugen, die bereits mit Chatbots ausgestattet sind.
- Gleichzeitig achten 90 % der Unternehmen stark auf das Herkunftsland der zugrunde liegenden KI-Technologie.
- 50% stimmen der Aussage zu, dass sich KI für ihr Geschäfts- und Verwaltungsprozesse nicht lohnen.
- 75 % wollen erst einmal abwarten, wie sich der Einsatz von KI in anderen Unternehmen bewährt.
Angesichts des rasanten Aufstieges und der kontinuierlichen Entwicklung von künstlicher Intelligenz ist es durchaus erstaunlich, dass die Verwendung von KI in Unternehmen noch recht zögerlich akzeptiert wird. Doch woran liegt das?
Warum zögern deutsche Unternehmen?
Im Rahmen dieser Erörterung, beziehen wir uns auf eine Umfrage von Ionos. In dieser wurden Unternehmen befragt, wo sie die größten Risiken hinsichtlich der Nutzung von KI sehen.
Einer der Punkte: Kosten und Langlebigkeit. Die Implementierung von KI-Lösungen kann gerade zu Beginn teuer und komplex sein. Viele Unternehmen scheuen die hohen Anfangsinvestitionen und sind sich darüber hinaus unsicher über den langfristigen Nutzen.
Mit Blick auf die Komplexität, die eine Einführung und kontinuierliche Nutzung einer KI mit sich bringt, spielt der Fachkräftemangel eine weitere ausschlaggebende Rolle. Denn: KI erfordert spezielle Kenntnisse und Fähigkeiten, die auf dem Arbeitsmarkt nicht nur knapp, sondern auch teuer sind. Gleichzeitig braucht es aber die richtigen Mitarbeiter, um KI-Projekte erfolgreich umzusetzen.
Ein weiterer Punkt spielt der in Deutschland nunmal sehr strenge Datenschutz. Gerade, wenn es um personenbezogene Daten geht, sind viele Unternehmen entsprechend vorsichtig. Und im Zusammenhang mit einer potentiellen Nutzung von künstlicher Intelligenz sehen deutsche Unternehmen ein Sicherheitsrisiko. Das wiederum stärkt eine zögerliche Haltung.
Auch traditionelle Unternehmensstrukturen können Veränderungen beziehungsweise Innovationen ausbremsen. Viele Unternehmen bevorzugen bewährte Methoden gegenüber neuen Technologien. Ganz nach der Devise: Warum etwas ändern, was bis hierher funktioniert hat? Auch die Angst vor mangelnder Qualität spielt hierbei eine große Rolle. Denn: Auch Qualitätskontrolle muss mit der Einführung von Künstlicher Intelligenz neu überdacht werden.
Und schließlich fehlt es deutschen Unternehmen bisher an überzeugenden Beispielen für den erfolgreichen Einsatz von KI, die als Inspiration dienen könnten. Dies sollte sich in Zukunft ändern. Vor Allem in Bankenwird der Einsatz von KI immer häufiger. Es ist also eine Frage der Zeit, bis mehr Erfahrungsberichte und Erfolgsgeschichten über eine erfolgreiche Implementierung von KI veröffentlicht werden.
Ein Praxisbeispiel: Das Potenzial von KI
Je mehr erfolgreiche Anwendungsfälle bekannt werden, desto mehr Unternehmen wagen im Zweifel diesen Schritt. Vor allem namentlich bekannte und große Unternehmen haben hierbei großen Einfluss, indem sie eine erfolgreiche und vorbildliche Implementierung aufzeigen.
Erst neulich hat auch der FC Bayern, einer der größten und erfolgreichsten Fußballvereine der Welt, seine Personalfunktionen- und Prozesse um KI-gestützte Lösungen erweitert. So hat der Verein mittlerweile alles vom Onboarding bis hin zum Leistungsmanagement automatisiert.
Unter anderem profitiert der Fußball Gigant dadurch von einer gesteigerten Effizienz und deutlich weniger Verwaltungsaufwand. Zudem bieten Echtzeit-Daten und -Analysen wertvolle Einblicke in die Leistung und Entwicklung von Mitarbeitenden.
Ein Blick in die Zukunft: Stichpunkt Generationenwechsel in der Führungsebene
Sicherlich einer der ausschlaggebenden Faktoren in der Zukunft: Ein Generationenwechsel in der Führungsebene. Denn Führungskräfte aus der jüngeren Generation sind oft Technologie-affiner und eher bereit, innovative Technologien auch im Arbeitsalltag zu integrieren.
Nicht umsonst wird beispielsweise Generation Z "Wegbereiter der digitalen Revolution” genannt. Dies deutet sich beispielsweise im Global Comms Report 2024 an. Laut diesem nutzen 92% aller Social Media Teams Künstliche Intelligenz um ihre Marketingstrategien anzufertigen. Und gerade in diesem Bereich ist tendenziell die Altersgruppe der Gen Z vertreten.
Fest steht: Gen Z ist mit Technik aufgewachsen. Laut einer Studie verwenden 66% der Gen Z mehr als ein Gerät gleichzeitig für verschiedene Aktivitäten wie Chatten, Lernen und Spielen. Diese Multi-Device-Nutzung zeigt, wie tief Technologie im Alltag integriert ist und mit welcher Leichtigkeit verschiedene Anwendungen navigiert werden.
Wo Unternehmen Chancen sehen
Wie auch die Umfrage von Bitkom schon zeigte: Trotz aller Vorbehalte nehmen konkrete Anwendungsfelder Fahrt auf. KI wird zunehmend als Instrument zur Effizienzsteigerung und Entlastung der Mitarbeitenden wahrgenommen. Besonders stark profitieren Unternehmen dort, wo Routineaufgaben automatisiert oder Prozesse optimiert werden können.
Zu den wichtigsten Anwendungsfeldern zählen sicherlich:
- Automatisierte E-Mail- und Dokumentenverarbeitung: KI unterstützt bei der Sortierung, Priorisierung und Bearbeitung von Routine-E-Mails sowie bei der Verwaltung von Dokumenten. Das spart Zeit und reduziert Fehler.
- Termin- und Aufgabenverwaltung: KI kann Meetings koordinieren, Termine vorschlagen und Aufgabenlisten automatisch aktualisieren.
- Fehlererkennung in Buchhaltung und Controlling: KI-Systeme identifizieren Anomalien und potenzielle Fehlerquellen schneller als manuelle Kontrollen.
- Chatbots für Kunden- und Mitarbeiterservice: Chatbots beantworten häufig gestellte Fragen, entlasten Support-Teams und ermöglichen eine 24/7-Kommunikation.
- Prozessdokumentation und Meeting-Protokolle: KI erstellt automatisch Protokolle aus Besprechungen und fasst Ergebnisse strukturiert zusammen.
- Unterstützung bei Präsentationen und Berichten: KI kann Inhalte vorbereiten, Diagramme erstellen oder Textentwürfe generieren, was die Vorbereitungszeit deutlich verkürzt.
- Predictive Analytics und Prozessoptimierung: Durch Datenanalyse lassen sich Engpässe identifizieren, Prognosen erstellen und Entscheidungen besser absichern.
- Unterstützung in IT und Programmierung: KI hilft beim Debugging, Code-Vervollständigen oder Testen von Software.
Diese Einsatzfelder zeigen: KI wird nicht nur als „Zukunftstechnologie“ gesehen, sondern bereits als praktisches Werkzeug, das den Arbeitsalltag erleichtert, Abläufe beschleunigt und die Produktivität steigert. Unternehmen erkennen zunehmend, dass KI nicht nur Kosten verursacht, sondern vor allem Effizienzgewinne und Wettbewerbsvorteile bringen kann.
Wann der richtige Zeitpunkt dafür ist, KI in das tägliche Geschäft einzubinden und in welchem Umfang, muss natürlich jedes Unternehmen selbst abwägen. Jedoch sieht es schon länger danach aus, dass dieser Schritt früher oder später unumgänglich ist.
FAQ - Die wichtigsten Fragen auf einen Blick
Künstliche Intelligenz (KI) ist die Fähigkeit von Computern oder Maschinen, Aufgaben zu erledigen, die normalerweise menschliches Denken erfordern, wie zum Beispiel Lernen, Probleme lösen und Entscheiden.
Ja, Künstliche Intelligenz hat eine vielversprechende Zukunft, da sie kontinuierlich weiterentwickelt wird und in immer mehr Bereichen angewendet werden kann, von Medizin bis zur Automatisierung von Arbeitsprozessen.
Im Alltag findet man Künstliche Intelligenz zum Beispiel in Sprachassistenten wie Siri oder Alexa, personalisierten Empfehlungen auf Streamingdiensten wie Netflix, und in Fahrassistenzsystemen von Autos.