Warum deutsche Unternehmen sich mit dem Einsatz von KI so schwer tun

Georg Salzmann

Georg Salzmann

16. Juni 2024 • 5 Minuten Lesezeit

“Deutsche Unternehmen zögern bei Chat GPT & Co.” Das ist die Erkenntnis aus einer von Bitkom durchgeführten Umfrage. Anlässlich dieser eindeutigen Haltung gegenüber künstlicher Intelligenz stellt sich die Frage: Womit ist diese vorsichtige Haltung zu begründen und wie könnte es in Zukunft aussehen?


Deutsche Unternehmen und KI

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine durchgeführte Umfrage von Bitkom hat ergeben, dass ein Großteil der deutschen Unternehmen derzeit keine künstliche Intelligenz (KI) nutzt und auch in absehbarer Zeit nicht plant, dies zu ändern.
  • Ganze 54% gaben an, dass KI auch in Zukunft kein Thema für sie sein wird.
  • Mögliche Gründe für solch ein zurückhaltendes Verhalten sind unter anderem die in Deutschland bisher fehlenden Erfolgsgeschichten und Datenschutzbedenken.
  • Es ist durchaus denkbar, dass sich dies mit einem Generationenwechsel in den Führungseben ändert.

Umfrage Ergebnisse: KI in deutschen Unternehmen

Im Auftrag des Digital Verband Bitkom hat Bitkom Research eine Umfrage durchgeführt, in der 606 Unternehmen ab 20 Mitarbeitenden in Deutschland telefonisch befragt wurden. Die Fragestellung:” Wird generative KI in Ihrem Unternehmen bereits zentral eingesetzt?” Die Ergebnisse wurden innerhalb des Zeitraumes von Ende November 2023 bis Ende Januar 2024 erhoben.

Dabei gab es folgende Erkenntnisse:

  • 54%: “Nein, der Einsatz ist auch künftig für uns kein Thema.”
  • 19%: “Nein, frühestens in 5 Jahren.”
  • 13%: “Nein, aber voraussichtlich in den nächsten 5 Jahren.”
  • 6%: “Nein, wir werden sie aber noch 2024 einsetzen.”
  • 5%: “Keine Angabe.”
  • 3%: “Ja.”

Angesichts des rasanten Aufstieges und der kontinuierlichen Entwicklung von künstlicher Intelligenz ist es durchaus erstaunlich, dass mehr als die Hälfte der Befragten nicht nur aktuell, sondern auch künftig keine Verwendung für sämtliche künstliche Intelligenz haben. Doch woran liegt das?

Warum zögern deutsche Unternehmen?

Im Rahmen dieser Erörterung, beziehen wir uns auf eine Umfrage von Ionos. In dieser wurden Unternehmen befragt, wo sie die größten Risiken hinsichtlich der Nutzung von KI sehen.

Einer der Punkte: Kosten und Langlebigkeit. Die Implementierung von KI-Lösungen kann gerade zu Beginn teuer und komplex sein. Viele Unternehmen scheuen die hohen Anfangsinvestitionen und sind sich darüber hinaus unsicher über den langfristigen Nutzen.

Mit Blick auf die Komplexität, die eine Einführung und kontinuierliche Nutzung einer KI mit sich bringt, spielt der Fachkräftemangel eine weitere ausschlaggebende Rolle. Denn: KI erfordert spezielle Kenntnisse und Fähigkeiten, die auf dem Arbeitsmarkt nicht nur knapp, sondern auch teuer sind. Gleichzeitig braucht es aber die richtigen Mitarbeiter, um KI-Projekte erfolgreich umzusetzen.

Ein weiterer Punkt spielt der in Deutschland nunmal sehr strenge Datenschutz. Gerade, wenn es um personenbezogene Daten geht, sind viele Unternehmen entsprechend vorsichtig. Und im Zusammenhang mit einer potentiellen Nutzung von künstlicher Intelligenz sehen deutsche Unternehmen ein Sicherheitsrisiko. Das wiederum stärkt eine zögerliche Haltung.

Auch traditionelle Unternehmensstrukturen können Veränderungen beziehungsweise Innovationen ausbremsen. Viele Unternehmen bevorzugen bewährte Methoden gegenüber neuen Technologien. Ganz nach der Devise: Warum etwas ändern, was bis hierher funktioniert hat? Auch die Angst vor mangelnder Qualität spielt hierbei eine große Rolle. Denn: Auch Qualitätskontrolle muss mit der Einführung von Künstlicher Intelligenz neu überdacht werden.

Und schließlich fehlt es deutschen Unternehmen bisher an überzeugenden Beispielen für den erfolgreichen Einsatz von KI, die als Inspiration dienen könnten. Dies sollte sich in Zukunft ändern. Vor Allem in Bankenwird der Einsatz von KI immer häufiger. Es ist also eine Frage der Zeit, bis mehr Erfahrungsberichte und Erfolgsgeschichten über eine erfolgreiche Implementierung von KI veröffentlicht werden.

Ein Praxisbeispiel: Das Potenzial von KI

Die Zurückhaltung deutscher Unternehmen bei der Nutzung von KI könnte sich zum Beispiel dadurch ändern, dass eine Weiterentwicklung der Technologie und sinkenden Kosten KI-Lösungen für immer mehr Unternehmen zugänglicher und attraktiver macht.

Mit Anstieg der Nachfrage könnten Investitionen in die Ausbildung und Weiterbildung im Bereich KI den Mangel an Fachkräften lindern und den Zugang zu benötigtem Wissen erleichtern.

Und je mehr erfolgreiche Anwendungsfälle bekannt werden, desto mehr Unternehmen wagen im Zweifel diesen Schritt. Vor allem namentlich bekannte und große Unternehmen haben hierbei großen Einfluss, indem sie eine erfolgreiche und vorbildliche Implementierung aufzeigen.

Erst neulich hat auch der FC Bayern, einer der größten und erfolgreichsten Fußballvereine der Welt, seine Personalfunktionen- und Prozesse um KI-gestützte Lösungen erweitert. So hat der Verein mittlerweile alles vom Onboarding bis hin zum Leistungsmanagement automatisiert.

Unter anderem profitiert der Fußball Gigant dadurch von einer gesteigerten Effizienz und deutlich weniger Verwaltungsaufwand. Zudem bieten Echtzeit-Daten und -Analysen wertvolle Einblicke in die Leistung und Entwicklung von Mitarbeitenden.

Ein Blick in die Zukunft: Stichpunkt Generationenwechsel in der Führungsebene

Sicherlich einer der ausschlaggebenden Faktoren in der Zukunft: Ein Generationenwechsel in der Führungsebene. Denn Führungskräfte aus der jüngeren Generation sind oft Technologie-affiner und eher bereit, innovative Technologien auch im Arbeitsalltag zu integrieren.

Nicht umsonst wird beispielsweise Generation Z "Wegbereiter der digitalen Revolution” genannt. Dies deutet sich beispielsweise im Global Comms Report 2024 an. Laut diesem nutzen 92% aller Social Media Teams Künstliche Intelligenz um ihre Marketingstrategien anzufertigen. Und gerade in diesem Bereich ist tendenziell die Altersgruppe der Gen Z vertreten.

Fest steht: Gen Z ist mit Technik aufgewachsen. Laut einer Studie verwenden 66% der Gen Z mehr als ein Gerät gleichzeitig für verschiedene Aktivitäten wie Chatten, Lernen und Spielen. Diese Multi-Device-Nutzung zeigt, wie tief Technologie im Alltag integriert ist und mit welcher Leichtigkeit verschiedene Anwendungen navigiert werden.

Werden deutsche Unternehmen innerhalb der nächsten Jahre KI also vermehrt einsetzen? Wie auch die Umfrage von Bitkom schon zeigte: Eher nicht. Ein potenzieller Generationenwechsel steckt noch in den Kinderschuhen. Und Unternehmen, die über Jahre hinweg funktionieren und erfolgreich wirtschaften, sehen keinen Grund zur Einführung von Künstlicher Intelligenz. Dennoch steht fest: Besser geht immer. Und genau dazu ist künstliche Intelligenz in der Lage, indem Vorgänge automatisiert, Inhalte vorbereitet werden und vieles mehr. Und für jeden Einzelfall noch viel wichtiger: Wettbewerber, die KI erfolgreich einsetzen, gewinnen einen großen Effizienzvorsprung.

Wann der richtige Zeitpunkt dafür ist, KI in das tägliche Geschäft einzubinden und in welchem Umfang, muss natürlich jedes Unternehmen selbst abwägen. Jedoch sieht es schon länger danach aus, dass dieser Schritt früher oder später unumgänglich ist.

FAQ - Die wichtigsten Fragen auf einen Blick

Künstliche Intelligenz (KI) ist die Fähigkeit von Computern oder Maschinen, Aufgaben zu erledigen, die normalerweise menschliches Denken erfordern, wie zum Beispiel Lernen, Probleme lösen und Entscheiden.

Ja, Künstliche Intelligenz hat eine vielversprechende Zukunft, da sie kontinuierlich weiterentwickelt wird und in immer mehr Bereichen angewendet werden kann, von Medizin bis zur Automatisierung von Arbeitsprozessen.

Im Alltag findet man Künstliche Intelligenz zum Beispiel in Sprachassistenten wie Siri oder Alexa, personalisierten Empfehlungen auf Streamingdiensten wie Netflix, und in Fahrassistenzsystemen von Autos.

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