Zeiterfassung am Arbeitsplatz - das müssen Unternehmen wissen

Für so ziemlich jede Form der Beschäftigung sind die Bedingungen rund um die Zeiterfassung am Arbeitsplatz gesetzlich geregelt. Zusätzlich dazu stehen manche Industrien vor strengeren Regelungen der Zeiterfassung als andere. Wir klären die wichtigsten Punkte auf, wie Arbeitgeber auch in 2025 die Arbeitszeiten richtig erfassen.


Das müssen Arbeitgeber wissen

Das Wichtigste in Kürze

  • Beim Arbeitszeiten erfassen gelten das Arbeitszeitgesetz und der Beschluss vom Bundesarbeitsgericht über die Pflicht zur Arbeitszeiterfassung als gesetzliche Grundlage.
  • Laut einer Studie nutzt aktuell die Mehrheit die elektronische Zeiterfassung am Computer.
  • Bei der Auswahl des Zeiterfassungssystemes startet man am besten mit der Erstellung eines internen Lastenheftes.

Zeiterfassung am Arbeitsplatz: Rechtliche Grundlagen

Grundsätzlich gilt für Unternehmen mit Sitz in Deutschland das Arbeitszeitgesetz. Hier sind unter anderem die Arbeitszeiten, Pausen- und Ruhezeiten, aber auch die Arbeit an Sonn- und Feiertagen geregelt.

Kurz zusammengefasst gelten folgende gesetzlichen Pflichten:

  • Es darf nicht mehr als acht Arbeitsstunden pro Werktag gearbeitet werden
  • In Ausnahmen sind 10 Arbeitsstunden pro Werktag zwar zulässig. Aber nur, solange die durchschnittliche Arbeitszeit der letzten sechs Monate nicht über acht Stunden pro Tag liegt.
  • Nach sechs Arbeitsstunden muss mindestens eine Pausenzeit von 30 Minuten eingehalten werden.
  • Nach neun Arbeitsstunden muss mindestens eine Pausenzeit von 45 Minuten eingehalten werden.
  • Nach einem Arbeitstag gilt eine Mindestruhezeit von 11 Stunden.

Zusätzlich dazu gilt seit der Neuregelung der Arbeitszeiterfassung 13. September 2022 der Beschluss vom Bundesarbeitsgericht, wonach Arbeitgeber dazu verpflichtet sind, Arbeitszeiten zu dokumentieren. Genauer gesagt heißt das, dass Arbeitgeber ein System einführen müssen, damit Beschäftigte Beginn, Dauer und Ende der Arbeitszeiten erfassen können. Inklusive Pausen und Überstunden.

Hier allerdings wichtig zu wissen: Es wurde noch nicht festgelegt, welche genauen Metriken Arbeitgeber wirklich verpflichtend erfassen müssen. In jedem Fall werden aber Beginn, Ende und Dauer der Arbeitszeiten aufgezeichnet werden müssen.

Auch ist noch unklar, was für eine Art Zeiterfassungssystem eingeführt werden muss. Heißt, theoretisch könnten Beschäftigte ihre Zeiten auch ganz einfach handschriftlich festhalten. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat allerdings 2023 bereits einen Vorschlag zur Ausgestaltung der Arbeitszeiterfassung im Arbeitszeitgesetz gemacht.

Recht auf Einsicht und Ausdruck der Zeiterfassung

Beschäftigte haben Anspruch auf Einsicht und Ausdruck in ihre Zeiterfassung, sodass Beginn, Ende, Pausen und Überstunden jederzeit nachvollzogen werden können. Dieses Recht unterstützt die Transparenz und Vertrauen zwischen Arbeitgeber und Mitarbeitenden. Idealerweise sollte das Zeiterfassungssystem eine einfache Möglichkeit bieten, dass Mitarbeitende ihre eigenen Arbeitszeiten jederzeit einsehen oder exportieren können, beispielsweise über eine App oder ein webbasiertes Portal.

Zeiterfassung im Unternehmen im Überblick:

ThemaAnforderung
Was ist zu erfassen?Beginn, Ende & Dauer der vollständigen Arbeitszeit inkl. Pausen & Überstunden
Wie?System muss objektiv, verlässlich und zugänglich sein
System?Digital empfehlenswert, aber auch analog möglich bei Einhaltung der Standards
AufbewahrungMind. 2 Jahre (für relevante Fälle)
Rechtliche BasisEuGH (2019), BAG (2022), ArbSchG § 3 Abs. 2 Nr. 1, ArbZG § 16
Sanktionen?Für aktuelle Dokumentationspflichten möglich (ArbZG), aber keine expliziten Strafen für Verstoß gegen BAG-Urteil bisher

Was zählt zur Arbeitszeit?

Die Arbeitszeit legt den Grundstein der Zeiterfassung und beschreibt die Zeit zwischen Beginn und Ende der Arbeit. Zur Arbeitszeit zählen beispielsweise:

  • Die regulären Arbeitsstunden gemäß Vertrag
  • Zeiten für Dienstreisen während der regulären Arbeitszeit
  • Angeordnete Fort- und Weiterbildungen
  • Umkleidezeiten und Toilettenpausen

Nicht zur Arbeitszeit zählen beispielsweise:

  • Kaffeepausen
  • Pausenzeiten, sofern diese klar von der Arbeitszeit abgegrenzt sind und keine Arbeitsleistung erbracht wird
  • Wegezeiten zum und vom Arbeitsplatz, es sei denn, es handelt sich um Dienstreisen
  • Raucherpausen, je nachdem wie unternehmensinterne Regelungen getroffen werden
  • Freiwillige Fort- und Weiterbildungen

Zeiterfassung für Kleinbetriebe: Beispiele & Lösungen

Für Kleinbetriebe kann die Zeiterfassung am Arbeitsplatz oft wie ein zusätzlicher Verwaltungsaufwand wirken. Typische Probleme sind fehlende Transparenz bei Überstunden, unterschiedliche Erfassungsgewohnheiten der Mitarbeitenden oder die manuelle Nachpflege von Arbeitszeiten. Die Lösung für die Kleinbetriebe liegt meist in einer einfachen, mobilen und digitalen Zeiterfassung, die auf die Größe und Struktur des Unternehmens zugeschnitten ist.

Zeiterfassung im Handwerk

Im Handwerk stellt die Zeiterfassung besondere Anforderungen. Viele Tätigkeiten sind nicht direkt sichtbar als Arbeitsleistung, gehören aber zwingend zur Arbeitszeit: das Tragen und Vorbereiten von Materialien, das Anziehen der Schutzkleidung, die Inbetriebnahme von Maschinen oder das Reinigen von Firmenfahrzeugen. Gerade in solchen Situationen passiert es leicht, dass diese Tätigkeiten nicht erfasst werden, weil sie „nebenbei“ erledigt werden. Typische Probleme: Mitarbeitende erfassen nur die Stunden am eigentlichen Kundenauftrag, Überstunden werden nicht systematisch dokumentiert, und Pausenregelungen werden nicht konsequent eingehalten.

Besonders deutlich zeigt sich dieses Thema im Baugewerbe, wo Stundennachweise nicht nur für die Lohnabrechnung, sondern auch als gesetzlicher Nachweis vorgeschrieben sind. Eine saubere Dokumentation aller Arbeitszeiten – einschließlich Fahrzeiten, Rüstzeiten und Pausen – ist hier unverzichtbar. Konkrete Lösungen könnten dafür sein:

1. Mobile Zeiterfassung per App

Praxisbeispiel: Ein Malerbetrieb mit 12 Mitarbeitenden installiert auf jedem Smartphone eine Zeiterfassungs-App. Mitarbeitende starten/stoppen ihre Arbeitszeit direkt auf der Baustelle.

Tätigkeiten werden kategorisiert: Kundenauftrag, Fahrzeit, Materialtransport, Rüsten der Werkzeuge, Pausen.

Vorteil: Zeiterfassung ist gesetzeskonform, Stundennachweise werden automatisch erstellt.

2. Baustellenterminals / Stechuhren

Praxisbeispiel: Ein Dachdeckerbetrieb mit mehreren parallelen Baustellen nutzt mobile Terminals auf jedem Einsatzort. Mitarbeitende stempeln ein/aus, der Systemadministrator kann täglich kontrollieren, dass alle Zeiten erfasst wurden.

Vorteil: Offline-fähig, synchronisiert die Daten später ins Büro - im besten Fall direkt mit einer HR Software, ideal für große Baustellen.

Kleinbetriebe in Pflege & Gastronomie

Generell schafft die digitale Zeiterfassung in Kleinbetrieben verschiedener Branchen eine enorme Erleichterung der Personalverantwortlichen. Zum Beispiel durch folgende Möglichkeiten:

  • Mobile Zeiterfassung: Mitarbeitende erfassen ihre Arbeitszeiten direkt auf dem Smartphone oder Tablet – ideal für Pflegekräfte unterwegs oder Servicekräfte mit wechselnden Schichten.
  • Einfache Schicht- und Dienstplanung: Übersichtliche Darstellung aller Mitarbeitenden, Schichten und Pausen, inklusive kurzfristiger Änderungen oder Urlaubsvertretungen.
  • Automatische Pausen- und Überstundenberechnung: Systeme berücksichtigen gesetzliche Pausenregelungen und Überstunden automatisch, z. B. bei Nachtdiensten oder langen Schichten in der Gastronomie.
  • Kategorisierung von Tätigkeiten: Pflegekräfte können Zeit für direkte Patientenversorgung, Dokumentation oder Fahrten zwischen Einsatzorten erfassen; Gastronomie-Mitarbeitende für Service, Küchendienst, Vor- und Nachbereitung.
  • Transparenz & Korrekturmöglichkeiten: Mitarbeitende sehen ihre Stunden jederzeit ein, können Korrekturen melden, und Arbeitgeber prüfen die Einträge regelmäßig.
  • Offline-Funktionalität: Für Einsätze in Häusern ohne WLAN oder bei Außeneinsätzen in der Pflege ist die Zeiterfassung auch offline nutzbar und synchronisiert später automatisch.
  • Einfache Auswertung & Berichte: Export der Daten für Lohnabrechnung, Urlaubsberechnung oder Controlling – spart Zeit und reduziert Fehler.
  • Rechtssichere Dokumentation: Zeiterfassung erfüllt gesetzliche Vorgaben, z. B. Mindestlohngesetz, Nachweise über Nacht- und Feiertagsdienste.

Arbeitgeber korrigiert Zeiterfassung - ist das richtig?

In manchen Fällen kann es notwendig sein, dass der Arbeitgeber die Zeiterfassung korrigiert, beispielsweise bei fehlerhaften Einträgen oder nachträglicher Erfassung von Arbeitszeiten. Dabei ist es wichtig, dass alle Änderungen dokumentiert werden, um nachvollziehbar zu bleiben. Eine transparente Korrekturpolitik schützt sowohl das Unternehmen als auch die Mitarbeitenden und stellt sicher, dass die gesetzlichen Vorgaben zur Arbeitszeitdokumentation eingehalten werden.

Wie wird die Zeit aktuell in Unternehmen erfasst?

Laut einer aktuellen Studie setzen Unternehmen die Arbeitszeiterfassung bisher folgendermaßen um:

  • 31 %: Elektronische Zeiterfassung am Computer
  • 24 %: Stationäre Zeiterfassungssysteme (z. B. Chip oder Transponder)
  • 19 %: Klassische Stempel- oder Stechuhr
  • 18 %: Smartphone-App
  • 16 %: Excel-Tabelle
  • 13 %: Handschriftlicher Stundenzettel

Lastenheft für die Umsetzung

Bei der Auswahl des Zeiterfassungssystemes ist es wie bei der Auswahl jeder Software: Am besten starten Sie mit der Erstellung eines internen Lastenheftes. Folgende Punkte sollten Sie dabei unbedingt in Ihrem Lastenheft abdecken.

  • Beschreibung der Ausgangslage: IST-Zustand
  • Anforderungen definieren: SOLL-Zustand
  • Budget & technische Anforderungen festlegen

Außerdem empfehlen wir, über den geplanten Prozess hinweg unbedingt genug Puffer einzuräumen. Damit können Sie unvorhergesehene Herausforderungen schon im Vorhinein abfangen. Stellen Sie außerdem sicher, dass Formulierungen im Lastenheft sehr präzise ausfallen. Das beugt potentiellen Missverständnissen vor und vereinfacht die Arbeit mit dem Lastenheft.

FAQ - Die wichtigsten Fragen auf einen Blick

Sie müssen Beginn, Ende und Dauer Ihrer täglichen Arbeitszeit sowie Pausen festhalten. Das kann digital oder schriftlich erfolgen – Hauptsache vollständig, fälschungssicher und jederzeit nachvollziehbar.

Sie können Ihre Arbeitszeiten digital per App, am PC oder Terminal dokumentieren – auch im Homeoffice oder unterwegs. Alternativ sind handschriftliche Aufzeichnungen möglich, solange sie korrekt, vollständig und nachvollziehbar sind.

Sie können kostenlose digitale Tools oder Apps nutzen, um Beginn, Ende und Pausen Ihrer Arbeitszeit zu dokumentieren. Auch einfache Excel-Tabellen oder handschriftliche Stundenzettel sind möglich, solange die Aufzeichnungen vollständig und nachvollziehbar sind.

Newsletter

Von HR-Expertenwissen profitieren

Der HRlab Newsletter ist der perfekte Ort um sich über relevante Themen der HR-Welt zu informieren. Unser HR-Wissen gebündelt für Sie abrufbar.

HRlab Logo

Die flexible All-in-One HR Software für den modernen Mittelstand

Stephan Frank Überwachter Datenschutz 2025
Addison OneClick Schnittstellenpartner - Wolters Kluwer
OMR Top Rated HR Software Q3 2023
OMR Top Rated HR Software Q2 2024
OMR Top Rated HR Software Q1 2025

© 2025, HRlabImpressumDatenschutz
Play Store HRlabApp Store HRlab