Bildungsurlaub: Definition, Anspruch, Kosten & Trends

In Deutschland haben Arbeitnehmende seit Jahren gesetzlich Anspruch auf bezahlte Freistellung für Weiterbildung. Doch kaum jemand schöpft dieses Potenzial aus. In diesem Artikel zeigen wir nicht nur, wer Anspruch hat, wie Sie Bildungsurlaub beantragen, sondern auch, wie Sie ihn strategisch und kreativ für Karriere und persönliche Entwicklung einsetzen können.


bildungsurlaub

Definition von Bildungsurlaub

Bildungsurlaub bedeutet im Kern, dass Unternehmen ihre Mitarbeitenden in Form von bezahltem Urlaub freistellen, damit sie sich in dieser Zeit weiterbilden. Dieser bezahlte Urlaub zählt zusätzlich zu den im Vertrag geregelten jährlichen Urlaubstagen. Mitarbeitende müssen somit nicht befürchten, dass ihnen weniger Erholungsurlaub zur Verfügung steht, wenn sie sich weiterbilden. Außerdem wichtig zu wissen: Die gewählte Weiterbildung muss nicht zwingend einen inhaltlichen Bezug zum ausgeübten Beruf haben.

2024 und 2025 gab es mehrere gesetzliche Neuerungen

Sachsen: Ab 2027 wird ein Anspruch auf 3 Tage Bildungsurlaub pro Jahr eingeführt. Hessen: Die sogenannte „Queranerkennung“ wurde abgeschafft; Bildungsangebote müssen nun direkt vom Land Hessen anerkannt sein. Saarland: Seit Mai 2024 haben Beschäftigte Anspruch auf 5 Tage Bildungsurlaub, auch für Fortbildungen im Ehrenamt, ohne dass regulärer Urlaub dafür genutzt werden muss. Nordrhein-Westfalen: Corona-Sonderregelungen für Online-Bildungsurlaub wurden aufgehoben, digitale Formate bleiben aber unter Auflagen zulässig.

Anspruch und Umfang

Der Anspruch auf Bildungsurlaub ist in Deutschland gesetzlich verankert.Grundlage sind die jeweiligen Bildungsurlaubsgesetze der Länder, die in Details voneinander abweichen. In den meisten Bundesländern haben Beschäftigte einen Rechtsanspruch auf fünf Arbeitstage Bildungsurlaub pro Jahr oder zehn Tage in einem Zeitraum von zwei Jahren. Anspruchsberechtigt sind in der Regel Arbeitnehmer, Auszubildende und teilweise auch Beamte, während Selbstständige und Minijobber meist ausgeschlossen sind.

Bildungsurlaub kann für anerkannte politische Bildung, berufliche Weiterbildung oder gesellschaftliche Themen genutzt werden, sofern die Veranstaltung offiziell als Bildungsmaßnahme nach dem jeweiligen Landesrecht anerkannt ist. Wichtig ist, dass Beschäftigte den Bildungsurlaub rechtzeitig beim Arbeitgeber beantragen – in den meisten Fällen mindestens sechs Wochen vor Beginn der Maßnahme. Arbeitgeber sind verpflichtet, den Anspruch zu gewähren, können jedoch prüfen, ob die Voraussetzungen erfüllt sind.

Somit stellt der Bildungsurlaub ein zentrales Instrument zur Förderung von lebenslangem Lernen und Fachkräftesicherung dar. In jedem Fall ist jeder Arbeitgeber gut beraten, einem Antrag zuzustimmen und im besten Fall auch proaktiv zu schauen, wie Mitarbeitende darüber hinaus gefördert werden können. Dazu zählen unter anderem auch Themen wie Upskilling und Fringe Benefits.

In den meisten Bundesländern haben auch Auszubildende grundsätzlich einen Anspruch auf Bildungsurlaub. Hierbei gelten jedoch strengere Bedingungen als bei normalen Arbeitnehmern, die von Bundesland zu Bundesland abweichen. In Nordrhein-Westfalen und Hessen ist beispielsweise ein politischer Bezug der Weiterbildung erforderlich. In Thüringen hingegen ist der Anspruch von Auszubildenden auf lediglich drei Tage Bildungsurlaub begrenzt.

Unterschied Bildungsurlaub vs. Fortbildung

MerkmalBildungsurlaubFortbildung
Rechtliche GrundlageGesetzlicher Anspruch in den meisten BundesländernKein gesetzlicher Anspruch, individuell geregelt
ZielBerufliche, politische oder gesellschaftliche WeiterbildungBerufliche Qualifikation, Fachwissen, Karriereentwicklung
DauerMeist 5 Tage pro Jahr (je nach Bundesland)Variabel, je nach Kurs oder Maßnahme
AnerkennungNur offiziell anerkannte BildungsmaßnahmenMeist vom Arbeitgeber oder extern anerkannt
FreistellungGesetzlich garantiertMuss ggf. über Urlaub, Gleitzeit oder unbezahlte Freistellung erfolgen
KostenOft selbst getragen, ggf. FörderprogrammeHäufig vom Arbeitgeber übernommen
InhalteBeruflich, politisch, gesellschaftlichFachlich/beruflich spezifisch
ÜbertragbarkeitIn einigen Bundesländern auf Folgejahr möglichNicht üblich

Kosten von Bildungsurlaub - wer zahlt?

Wie bereits erwähnt ist für Arbeitnehmende der Bildungsurlaub gesetzlich freigestellt, das heißt, die Freistellung von der Arbeit erfolgt bei voller Weiterzahlung des Gehalts. Trotz möglicher Zusatzkosten darf der Arbeitgeber für die Zeit des Bildungsurlaubs kein Gehalt kürzen, da die Freistellung gesetzlich geregelt ist. Folgende Kosten sollte man dennoch im Voraus berücksichtigen:

  • Kursgebühren: Seminare oder Weiterbildungen, die als Bildungsurlaub anerkannt sind, erheben oft Teilnahmegebühren, die je nach Anbieter, Dauer und Thema variieren.
  • Materialkosten: Lehrmaterialien, Literatur oder digitale Plattformen können zusätzliche Ausgaben verursachen.
  • Reise- und Unterkunftskosten: Bei Bildungsurlaub außerhalb des Wohnorts fallen gegebenenfalls Fahrtkosten, Übernachtungen und Verpflegung an.
  • Fördermöglichkeiten: Viele Bundesländer und Bildungsträger bieten Zuschüsse oder Förderprogramme, zum Beispiel über die Bundesagentur für Arbeit, Stiftungen oder Bildungsfonds der Arbeitgeber.

Tipp: Prüfen Sie vorab, welche Kosten der Anbieter erhebt und welche Fördermöglichkeiten genutzt werden können. So lässt sich Bildungsurlaub planbar und kosteneffizient gestalten.

Bildungsurlaub beantragen: So klappt’s

Damit der Anspruch auf Bildungsurlaub reibungslos genutzt werden kann, sollten Beschäftigte folgende Schritte beachten:

1. Seminar auswählen Wählen Sie ein Bildungsangebot, das offiziell als Bildungsurlaub anerkannt ist. Die Themen können beruflicher, politischer oder gesellschaftlicher Natur sein. Websites wie Bildungsurlauber.de helfen zum Beispiel bei der Auswahl.

2. Anmeldung beim Veranstalter Melden Sie sich beim Kursanbieter an und erhalten Sie alle relevanten Unterlagen, z. B. Teilnahmebestätigung und Informationsmaterial für den Arbeitgeber. Diese Unterlagen sind wichtig für den formgerechten Antrag.

3. Fristen beachten

  • Jede Landesregelung hat spezifische Antragsfristen. Beispiele:
  • Baden-Württemberg: mindestens 8 Wochen vor Kursbeginn
  • Niedersachsen: mindestens 4 Wochen vor Kursbeginn
  • Eine frühzeitige Planung erleichtert die Genehmigung durch den Arbeitgeber.

4. Antrag beim Arbeitgeber einreichen

Reichen Sie den Antrag schriftlich ein und fügen Sie die Unterlagen des Veranstalters bei. Der Arbeitgeber prüft, ob die Voraussetzungen für den Bildungsurlaub erfüllt sind.

Ablehnungsgründe oder Verfall

Der Arbeitgeber kann den Bildungsurlaub ablehnen, wenn betriebliche Gründe dem Entstehen der Freistellung entgegenstehen. Dabei gibt es verschiedene Szenarien, die je nach Bundesland unterschiedlich geregelt sind:

  • Kleine Betriebe: In einigen Ländern sind Unternehmen mit weniger als 5 oder 10 Beschäftigten vom Anspruch ausgenommen.
  • Überlastungsschutz: Bildungsurlaub kann beispielsweise während Saisonspitzen oder besonders arbeitsintensiven Zeiten verweigert werden.
  • Überschneidende Urlaubswünsche: Urlaubswünsche anderer Beschäftigter können die Zustimmung ebenfalls beeinflussen.

Wird der Bildungsurlaub im laufenden Kalenderjahr nicht genutzt, verfällt er grundsätzlich. In vielen Bundesländern ist es jedoch möglich, den Anspruch auf das nächste Jahr zu übertragen. Voraussetzung dafür ist, dass der Arbeitnehmer einen formellen Antrag auf Übertragung beim Arbeitgeber stellt.

Aktuelle Nachfrage und Themen im Bildungsurlaub

Laut einem aktuellen Trendbericht, ist die Nachfrage nach Bildungsurlaub in Deutschland seit 2010 stark gestiegen und hat sich mehr als verdoppelt – das entspricht einer Marktsteigerung von 125 %. Unter Berücksichtigung der Corona-Pandemie ergibt sich eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 10,39 %. Nach einem starken Anstieg von 20 % im Jahr 2023 konsolidierte sich das Wachstum 2024 auf 6 %. Saisonale Schwankungen zeigen, dass die Nachfrage besonders im ersten und dritten Quartal hoch ist, während das zweite und vierte Quartal schwächer ausfallen.

2024 nutzten rund 0,9 bis 1,2 Millionen Beschäftigte Bildungsurlaub, was einer Nutzungsquote von etwa 3 % aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten entspricht. Unter den Anspruchsberechtigten liegt die Quote sogar bei 7 %, da rund 14 Millionen Beschäftigte in Deutschland Anspruch auf Bildungsurlaub haben. Einschränkungen bestehen in Bayern und Sachsen (bisher kein gesetzlicher Anspruch) sowie durch Kleinbetriebsklauseln in einigen Bundesländern.

Beliebte Themen im Bildungsurlaub 2024 waren:

  • Gesundheit & Stressbewältigung: 55 %
  • Persönliche & berufliche Entwicklung: 43 %
  • Sport, Fitness & Yoga: 33 %
  • Sprachkurse & Sprachreisen: 29 % bzw. 23 %
  • Natur- und Umweltbildung: 18 %
  • Gesellschaftspolitische Bildung: 17 %

Deutlich seltener gewählt wurden wirtschaftliche, technische oder digitale Themen (<7 %), da diese oft durch betriebliche Weiterbildungsangebote abgedeckt werden. Der Trend zeigt, dass Bildungsurlaub zunehmend für ganzheitliche Weiterbildung genutzt wird, die körperliche und mentale Gesundheit, soziale Kompetenzen und persönliche Entwicklung stärkt und so langfristig zur Resilienz im Berufsleben beiträgt.

FAQ - Die wichtigsten Fragen auf einen Blick

Bildungsurlaub umfasst offiziell anerkannte Kurse, die berufliche, politische oder gesellschaftliche Weiterbildung fördern. Dazu gehören fachliche Seminare, politische Bildung zu Demokratie oder Gesellschaftsthemen sowie Kurse zu Nachhaltigkeit, Integration oder Soft Skills. Wichtig ist, dass der Kurs vom Bundesland oder einem zertifizierten Bildungsträger anerkannt ist.

Eine Sprachreise kann als Bildungsurlaub anerkannt werden, wenn der Kurs offiziell zugelassen ist und der Lerninhalt der beruflichen oder allgemeinen Weiterbildung dient. Reine Ferien- oder Freizeitreisen zählen nicht.

Anerkannt werden nur Maßnahmen, die von den Landesbehörden oder zertifizierten Trägern freigegeben sind. Dies können berufliche Weiterbildungen, politische Seminare oder gesellschaftlich relevante Kurse sein, die innerhalb der gesetzlich vorgesehenen Dauer von 5 Tagen pro Jahr stattfinden.

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