Vertrauensarbeitszeit

Vertrauensarbeitszeit ist ein flexibles Arbeitszeitmodell, das sich in den letzten Jahren zunehmend in verschiedenen Branchen etabliert hat. Charakteristisch für dieses Modell ist, dass Arbeitnehmende sich ihre Arbeitszeit frei einteilen und Arbeitgeber nur das Gesamtvolumen der wöchentlichen oder monatlichen Arbeitszeit festlegen.


Vertrauensarbeitszeit

Vertrauensarbeitsarbeitszeit: Eine Definition

Vertrauensarbeitszeit ist ein Arbeitszeitmodell, das auf der Flexibilität und Selbstverantwortung der Mitarbeiter basiert. Maßgeblich dafür ist, dass das tägliche Zeitmanagement an die Mitarbeiter:innen übertragen wird. Der Arbeitgeber vertraut also darauf, dass seine Beschäftigten ihre vertraglich festgelegte Arbeitszeit erbringen und eigenständig den verschiedenen Aufgaben zuteilen.

Im Fokus steht also, welche Arbeitsergebnisse erzielt werden und weniger die dafür benötigten Arbeitsstunden. Das Modell der Vertrauensarbeitszeit wird oft auch in Kombination mit Zielvereinbarungen angewendet. So lassen sich für eine gewisse Zeitspanne konkrete Ziele festlegen.

Im Gegensatz dazu stehen traditionelle Arbeitszeitsysteme, bei denen die Anwesenheitszeit genau vorgeschrieben und kontrolliert wird. Die Vertrauensarbeitszeit orientiert sich hingegen ausschließlich an der Anzahl der wöchentlichen oder monatlichen Arbeitszeit, die im Arbeitsvertrag festgelegt ist. Start und Ende der täglichen Arbeit bleiben flexibel. Die Vorgaben des Arbeitszeitgesetzes sind aber natürlich weiterhin zu beachten.

Sonderregelungen in der Vertrauensarbeitszeit

Bei manchen Modellen der Vertrauensarbeitszeit setzen Arbeitgeber in Kombination mit der täglichen Flexibilität auf eine sogenannte Kernarbeitszeit, während der alle Mitarbeiter anwesend sein müssen. Diese Zeiten sind dann für Meetings, generellen Austausch und Teamarbeit reserviert. In diesem Fall spricht man auch von Vertrauensgleitzeit.

Eine weitere Kombination kann in Form von Gleittagen auftreten. Hierbei haben Mitarbeitende die Möglichkeit, unter Umständen ganze Arbeitstage freizunehmen, ohne Urlaubstage zu verbrauchen.

Gesetzlicher Rahmen für Vertrauensarbeitszeit in 2024

Der Einsatz von Vertrauensarbeitszeit setzt immer auch die Zeiterfassung der Arbeitsstunden voraus. Denn spätestens seit 2023 ist in Deutschland eine grundsätzliche Pflicht zur Zeiterfassung vorgesehen, die auch Unternehmen betrifft, die Vertrauensarbeitszeit anbieten. Eine Zielsetzung dabei: Mitarbeiter vor Überarbeitung und unbezahlten Überstunden zu schützen.

Die Pflicht zur Zeiterfassung besteht entsprechend auch in 2024 weiterhin. Außerdem legt das Arbeitszeitgesetz fest, dass die Arbeitszeit der Mitarbeiter bestimmte Höchstgrenzen nicht überschreiten darf und Ruhezeiten eingehalten werden müssen, was natürlich auch bei der Anwendung von Vertrauensarbeitszeit gilt.

Vertrauensarbeitszeit und Zeiterfassung

Arbeitszeiten lückenlos zu erfassen, mag im ersten Moment eine Herausforderung für das Modell der Vertrauensarbeitszeit darstellen. Denn typischerweise soll eine genaue Stundenkontrolle eben nicht stattfinden. Um die Prinzipien der Vertrauensarbeitszeit auch unter den Bedingungen einer Zeiterfassungspflicht zu wahren, können folgende Ansätze hilfreich sein:

Flexible Zeiterfassungssysteme: Mit modernen, digitalen Zeiterfassungssysteme lassen sich Arbeitszeiten bequem und vor allem flexibel dokumentieren. Beispielsweise per App oder einfach über den Desktop sind Start und Stopp von Arbeitszeiten unompliziert und vor allem schnell eingegeben.

Transparente Kommunikation: Der Hintergrund der Nutzung von Zeiterfassungssystemen sollte gerade im Rahmen von Vertrauensarbeitszeiten transparent mit den Mitarbeitenden kommuniziert werden. Denn unter diesen Rahmenbedingungen liegt der Fokus in den seltensten Fällen auf der Kontrolle, sondern viel mehr auf dem Schutz und den Rechten der Mitarbeitenden.

Ergebnisorientiertes Feedback: Weiterhin sollte ein Feedback der Mitarbeiterleistung hauptsächlich auf den Arbeitsergebnissen oder aber zwischenmenschlichen Faktoren basieren. Die Zeiterfassung dient nur als Hilfsmittel zur Nachverfolgung und nicht als primäres Bewertungskriterium.

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Vertrauensarbeitszeit und Überstunden

Überstunden bilden eines der Fundamente für die Begründung von Zeiterfassungssystemen. Denn gerade unter Vertrauensarbeitszeit besteht die Gefahr dafür, dass Arbeitnehmende oft länger arbeiten als im Arbeitsvertrag vorgesehen.

Das Führen von Arbeitszeitkonten schafft hier einen Ausgleich. Zum einen können Überstunden überhaupt erst quantifiziert werden. Diese Dokumentation dient dann auch dazu, die zusätzlichen Stunden abzugelten.

In der Umsetzung erfolgt der Abbau von Überstunden meist flexibel. Mitarbeiter können bei geringerer Auslastung früher gehen oder später anfangen, ohne formale Anträge stellen zu müssen. Eine Auszahlung von Überstunden ist seltener der Fall. Die Regelungen dazu sind aber üblicherweise individuell im Arbeitsvertrag festgelegt.

Vertrauensarbeitszeit im Arbeitsvertrag

Die Details zur Vertrauensarbeitszeit werden in der Regel im Arbeitsvertrag festgehalten. Die Integration der Vertrauensarbeitszeit in den Arbeitsvertrag ist entscheidend, um sowohl für den Arbeitgeber als auch für den Arbeitnehmer Klarheit und Rechtssicherheit zu schaffen. Dazu gehören die Rahmenbedingungen wie potenzielle Kernarbeitszeit und grundsätzliche Überstundenregelungen.

Im besten Fall sollte auch die Erwartung an Arbeitnehmer durch den Einsatz von Vertrauensarbeitszeit explizit im Arbeitsvertrag festgehalten werden. Eine präzise und detaillierte Vertragsgestaltung schützt nicht nur rechtlich beide Parteien, sondern fördert auch das Vertrauen und die Zufriedenheit der Mitarbeiter. Sie sorgt für Transparenz bezüglich der gegenseitigen Erwartungen und bildet die Grundlage für eine erfolgreiche und produktive Arbeitsbeziehung.

Wann eignet sich Vertrauensarbeitszeit?

Die Vertrauensarbeitszeit fördert die Eigenverantwortung und Selbstorganisation der Beschäftigten und setzt ein hohes Maß an Vertrauen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer voraus. Vertrauensarbeitszeit eignet sich deswegen besonders für Branchen und Berufe, in denen die Arbeitsleistung nicht direkt an die Anwesenheit gebunden ist.

Ideale Bereiche sind beispielsweise die IT-Branche, kreative Berufe, und Management-Positionen, wo es mehr auf das Ergebnis als auf die pure Arbeitszeit ankommt. Das Modell der Vertrauensarbeitszeit stellt jedoch auch bestimmte Anforderungen an die Unternehmenskultur und das Management.

Vor- und Nachteile von Vertrauensarbeitszeit

Arbeitnehmer profitieren bei der Anwendung von Vertrauensarbeitszeit von einer flexiblen Arbeitseinteilung, wodurch sich berufliche und private Verpflichtungen besser vereinbaren lassen. Damit kommt aber natürlich auch einher, dass Mitarbeitende in der Lage sein müssen, sich gut selbst zu organisieren.

Sprich, Überstunden sollten gut dokumentiert und geltend gemacht werden. Außerdem kann das Vereinen von beruflichem und privatem unter anderem durch die ständige Erreichbarkeit ein wahrer Balanceakt sein.

Führungskräfte und das Management dürfen sich in der Regel über weitaus motiviertere und produktivere Mitarbeitenden freuen. Mitarbeitende fühlen sich durch diesen Vertrauensvorsprung oft stärker an das Unternehmen gebunden und tragen das auch nach außen. Was über die Zeit auch die Arbeitgebermarke stärkt. Gleichzeitig bedeutet die Vertrauensarbeitszeit auch, dass weniger Administrationsaufwand für Führungskräfte anfällt.

Diese Vorteile für das Management kommt allerdings mit den Kosten des Kontrollverlustes. Wie und wann die Mitarbeiter arbeiten liegt nicht mehr bei den Führungskräften, was im schlimmsten Fall natürlich auch zu einem Missbrauch der Strukturen führen und Planungsmöglichkeiten reduzieren kann.

FAQ - Die wichtigsten Fragen auf einen Blick

Ja. Das Modell der Vertrauensarbeitszeit muss allerdings mittlerweile wie alle anderen Arbeitsmodelle mit einer Erfassung der Arbeitszeit einhergehen.

Die Vertrauensarbeitszeit ruht auf der Eigenverantwortung der Mitarbeitenden. Wann sie anfangen und aufhören zu arbeiten, ist ihnen überlassen - im Rahmen der vertraglich festgelegten Arbeitsstunden. Im Fokus steht das Arbeitsergebnis.

Überstunden sollten in Eigenverantwortung und im Rahmen der Arbeitszeiterfassung dokumentiert werden. So lassen sich die zusätzlich erbrachten Stunden auch im Nachhinein wieder geltend machen.

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