Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)

Der Mensch verbringt in Deutschland durchschnittlich 38 Stunden pro Woche am Arbeitsplatz. Damit diese Arbeitszeit langfristig so produktiv wie möglich ist, lohnt sich die Investition in gesundheitsfördernde Maßnahmen. Genau hier setzt das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) an. Warum ist das BGM heute so wichtig? Wie wird es konkret umgesetzt? Diese und weitere Fragen rund um die Maßnahmen und Praxisbeispiele werden wir im Folgenden für Sie beantworten.


BGM

Das Wichtigste in Kürze

  • Betriebliches Gesundheitsmanagement soll die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden fördern.
  • Dies umfasst verschiedene Maßnahmen und Strategien, die darauf abzielen, Krankheiten und Verletzungen am Arbeitsplatz zu verhindern.
  • Die physische und psychische Gesundheit der Mitarbeitenden wird verbessert und damit auch die Produktivität und Leistungsfähigkeit des Unternehmens gesteigert.

Definition Betriebliches Gesundheitsmanagement

Das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) ist ein ganzheitlicher Ansatz, der darauf abzielt, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden in einem Unternehmen zu fördern und zu erhalten. Es umfasst die Entwicklung und Umsetzung von Strategien, Programmen und Maßnahmen, um gesundheitliche Risiken am Arbeitsplatz zu identifizieren, zu minimieren und zu beseitigen. Das BGM basiert auf dem Verständnis, dass gesunde Mitarbeitenden leistungsfähiger sind, was wiederum ein essentieller Faktor für den Erfolg und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens ist.

Was ist der Unterschied zur Betrieblichen Gesundheitsförderung?

Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) bezieht sich spezifischer auf die konkreten Maßnahmen und Programme, die innerhalb des betrieblichen Gesundheitsmanagements umgesetzt werden, um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu fördern.

Kurz gesagt: Betriebliches Gesundheitsmanagement beschreibt die organisatorischen und strategischen Aspekte, während die Betriebliche Gesundheitsförderung sich auf die praktische Umsetzung von Maßnahmen konzentriert.

Welche Ziele verfolgt das Betriebliche Gesundheitsmanagement?

Grundsätzlich lässt sich als oberstes Ziel festhalten: Das BGM strebt die organisierte Entwicklung eines gesundheitsfördenden Unternehmens an. Außerdem verfolgt ein erfolgreiche BGM folgende Ziele.

Die Prävention von Krankheiten und Verletzungen Durch ergonomische Arbeitsplatzgestaltung, Sicherheitsmaßnahmen und Gesundheitsförderung sollen Unfälle, Verletzungen und arbeitsbedingte Krankheiten vermieden werden.

Gesundheitsförderung Im Rahmen des BGM werden Programme und Aktivitäten zur Förderung eines gesunden Lebensstils angeboten. Hierdurch wird die physische und psychische Gesundheit der Mitarbeitenden verbessert. Dies können z.B. Gesundheitschecks, Sportangebote oder Seminare zur Stressbewältigung sein.

Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit Wenn Mitarbeitende sich gesund und wohl fühlen, wächst auch die Motivation, sich aktiv einzubringen und gute Leistungen zu erzielen.

Reduzierung von Fehlzeiten Durch präventive Maßnahmen und die Förderung der Gesundheit wird üblicherweise auch die Anzahl der Krankheitstage reduziert. Dies wirkt sich in jeder Hinsicht positiv auf die Produktivität des Unternehmens aus.

Zufriedene Mitarbeiter - Der Schlüssel zum Erfolg

Mitarbeiterzufriedenheit bezieht sich auf die Zufriedenheit der Mitarbeitenden in ihrem beruflichen Umfeld. Eine positive Mitarbeiterzufriedenheit trägt dazu bei, die Arbeitsatmosphäre zu verbessern und die allgemeine Produktivität zu steigern.

Mitarbeiterzufriedenheit

Ein Konzept zur erfolgreichen Umsetzung des BGM

Im Mittelpunkt eines Managementsystems steht immer der Mitarbeitende. Deshalb müssen sich Maßnahmen an den Bedürfnissen der einzelnen Mitarbeitenden orientieren.

Um ein langfristig erfolgreiches BGM umsetzen zu können, sind eine gründliche Recherche und strategische Organisation essentiell. Folgende Bausteine sollten Teil dessen sein:

Analyse Das Unternehmen wird in den aktuellen Strukturen mit Hilfe von Kennzahlen wie zum Beispiel Fehlzeiten und Überstunden analysiert. Außerdem macht es Sinn anhand von Umfragen ein Stimmungsbild über die allgemeine Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu bekommen.

Im Rahmen der Analyse helfen folgende Fragen:

  • Wo steht das Gesundheitsmanagement des Unternehmens aktuell?
  • Welche bestehenden Prozesse und Strukturen sind vorhanden?
  • Wo können mögliche konkurrierende Ziele entstehen?

Zielsetzung Mit der Analyse als Ausgangslage können nun Ziele identifiziert und gesetzt werden. Wichtig: Ziele sollten für das Unternehmen realistisch und erreichbar sein. Aus organisatorischen und strategischen Gründen macht es Sinn, die Ziele zu unterteilen in:

  • Harte Ziele: Diesen geht ein direkter Bezug zu Kosten und Umsatz des Unternehmens voraus.
  • Weiche Ziele: Diese stehen im direkten Zusammenhang mit einer langfristig gesunden Unternehmenskultur.

Im Zuge der Zielsetzung empfiehlt sich das bewährte SMART Prinzip.

Maßnahmen Um die gesetzten Ziele zu erreichen, werden nun die dafür benötigten Maßnahmen erarbeitet. Hier wird unterschieden zwischen präventiven und korrektiven Maßnahmen.

  • Präventive Maßnahmen: Proaktives Vorbeugen von gesundheitlichen Mängeln und geringer Produktivität der Mitarbeitenden.
  • Korrektive Maßnahmen: Mitarbeitenden, bei welchen gesundheitliche Probleme und/oder fehlende Produktivität vorliegen, wird geholfen.

Die drei Säulen des BGM

Durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat der Ausschuss für Arbeitsmedizin die Arbeitsmedizinische Empfehlung zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement erstellt. Hier wird das BGM in drei wesentliche Säulen unterteilt:

1. Säule: Betrieblicher Arbeits- und Gesundheitsschutz Im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung werden Mitarbeitende anhand von einer entsprechenden Unterweisung auf Risiken und Gefahren in ihrem Arbeitsumfeld hingewiesen.

2. Säule: Betriebliches Eingliederungsmanagement Mitarbeitende, die mehr als 42 Fehltage innerhalb von 12 Monaten aufweisen, müssen ordnungsgemäß wieder in den Betrieb eingegliedert werden.

3. Säule: Betriebliche Gesundheitsförderung Dies umfasst alle freiwilligen Maßnahmen, die Unternehmen ihren Mitarbeitenden im Rahmen der Gesundheitsförderung anbieten können. Hierzu zählen beispielsweise Beiträge für Fitness Mitgliedschaften.

Konkrete Beispiele für Maßnahmen im Betrieblichen Gesundheitsmanagement

Es gibt eine Vielzahl von Maßnahmen, die im Zuge des BGM ergriffen werden können. Hier sind einige konkrete Beispiele:

Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung Ergonomische Arbeitsplätze reduzieren Belastungen und Verletzungen durch die tägliche Arbeit. Dazu gehören ergonomische Bürostühle, höhenverstellbare Schreibtische, eine angemessene Beleuchtung und die Einrichtung von Pausenräumen.

Gesundheitsfördernde Programme Unternehmen können Programme zur Förderung eines gesunden Lebensstils anbieten, wie z.B. Raucherentwöhnungsprogramme, Sportaktivitäten oder Ernährungsberatung.

Gesundheitstage An Gesundheitstagen können Mitarbeitende Gesundheitschecks durchführen lassen (z.B. Blutdruckmessungen, Cholesterin- und Blutzuckertests). So können Risikofaktoren frühzeitig erkannt werden.

Betriebliche Fitnessprogramme Unternehmen können Fitnessprogramme oder Mitgliedschaften in Fitnessstudios subventionieren. Je nach Möglichkeiten können sogar eigene Fitnessräume am Arbeitsplatz eingerichtet werden.

Psychologische Unterstützung und Beratung Die Bereitstellung von psychologischer Unterstützung und Beratung durch qualifizierte Fachkräfte kann Mitarbeitenden helfen, mit Stress, Konflikten am Arbeitsplatz oder persönlichen Problemen umzugehen.

Workshops Als Erweiterung von Gesundheitstagen können Unternehmen Workshops zu verschiedenen Gesundheitsthemen wie Ernährung, Bewegung oder Entspannungstechniken organisieren. Das fördert das Gesundheitsbewusstsein und gibt Mitarbeitenden wichtige Informationen an die Hand, um gesündere Entscheidungen zu treffen.

Betriebliche Sozialberatung Unternehmen können Unterstützungsdienste wie eine betriebliche Sozialberatung anbieten, um Mitarbeitende bei persönlichen oder beruflichen Problemen zu unterstützen.

Flexible Arbeitszeiten und Homeoffice-Möglichkeiten Flexible Arbeitszeiten und Home-Office können dazu beitragen, dass Mitarbeitende ihre beruflichen und privaten Verpflichtungen effizienter miteinander vereinbaren. Optimalerweise reduziert das den anfallenden Stress bei der Bewältigung jeweiliger Aufgaben.

Betriebliche Gesundheitszirkel Gesundheitszirkel, in denen Mitarbeitende regelmäßig zusammenkommen, um über Gesundheitsthemen zu sprechen, Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig zu motivieren, stärken nicht nur das Gesundheitsbewusstsein stärken sondern auch den Zusammenhalt im Team.

Betriebliche Rückenschulen Unternehmen können Rückenschulungen anbieten, um Mitarbeitende über rückengerechtes Verhalten und ergonomische Arbeitsplatzgestaltung zu informieren und Rückenbeschwerden vorzubeugen.

Diese und weitere Maßnahmen können je nach den spezifischen Bedürfnissen und Herausforderungen eines Unternehmens kombiniert werden, um ein ganzheitliches betriebliches Gesundheitsmanagement zu fördern und die Gesundheit, Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden nachhaltig zu verbessern.

Was kostet ein betriebliches Gesundheitsmanagement?

Realistischerweise lautet die Antwort: Es kommt drauf an. Denn wie oben aufgeführt, können Unternehmen eine Vielzahl an Maßnahmen ergreifen. Aber mit jeder Maßnahme steigen natürlich auch die damit verbundenen Kosten. Grundsätzlich lassen sich die anfallenden Kosten aber aufteilen und dementsprechend einschätzen:

  • Interne Personalkosten für alle im BGM Zuständigen
  • Externe Kosten für BGM Dienstleister

Je mehr Leistung von externen BGM Anbietern bezogen wird, desto höher die Kosten. Eine grobe Schätzung der Einführungskosten variiert je nachdem von 10.000€ bis teilweise über 100.000€. Gleichzeitig gibt es aber auch zahlreiche Ansätze, die sich ganz ohne oder zumindest mit geringem Budget durchführen lassen.

An dieser Stelle empfehlen wir Ihnen diesen Ratgeber zu den möglichen Kosten eines betrieblichen Eingliederungsmanagements. Grundsätzlich macht es immer Sinn, zunächst mit einem gewissen Budget zu planen und entsprechend auch die Maßnahmen und übergreifende Strategie auszuarbeiten.

Förderung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements durch Krankenkassen

Bei der Einführung und Umsetzung des BGM ist es möglich, einen Finanziellen Zuschuss der gesetzlichen Krankenkassen zu erhalten. Denn: Krankenkassen unterstützen mittlerweile auch beim Aufbau von gesundheitlichen Strukturen im Unternehmen. Hier empfiehlt es sich, auf mehrere Krankenkassen zuzugehen und sich zu informieren, inwiefern eine Unterstützung ausfallen kann. Denn dies ist je nach Krankenkasse unterschiedlich. Grundsätzlich sind diese jedoch verpflichtet, bei Förderung der Gesundheit in Unternehmen Unterstützung anzubieten.

FAQ - Die wichtigsten Fragen auf einen Blick

Betriebliches Gesundheitsmanagement fördert die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden, reduziert Fehlzeiten, steigert die Produktivität und die Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeber.

Ein Betriebliches Gesundheitsmanagement wird durch die Entwicklung und Umsetzung von Strategien, Programmen und Maßnahmen umgesetzt. Dies beinhaltet die Identifizierung von Gesundheitsrisiken, die Bereitstellung von Gesundheitsfördernden Maßnahmen, die Förderung eines gesunden Arbeitsumfelds und die Integration von Gesundheitsmanagement in die Unternehmenskultur.

Laut Statista gaben knapp 32 Prozent der befragten Unternehmen Ende 2022 an, dass in ihrem Betrieb einzelne BGM-/BGF-Maßnahmen umgesetzt werden, während gut acht Prozent angaben, dass gar keine Maßnahmen existierten.

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